1. Einleitung: Zero Click? Zero Chance?
Zero-Click-Suchen sind keine neue Entwicklung. Aber was sich 2024 und 2025 verändert hat, ist ihre Qualität und ihre Konsequenz: Google liefert immer öfter die komplette Antwort direkt in den Suchergebnissen. Der Nutzer klickt nicht mehr. Der Website-Traffic bleibt aus. Und das Netz? Reagiert mit Panik. Teilweise jedenfalls.
Die einen sprechen vom Ende des organischen Traffics, andere vom Diebstahl durch KI-Systeme, wieder andere sehen einfach nur das nächste große Buzzword auf sich zurollen:
- GEO (Generative Experience Optimization)
- SXO (Search Experience Optimization) oder
- AI-SEO
– drei Namen für denselben Trend:
SEO steht nicht vor dem Aus, sondern vor dem Umbruch. Es braucht ein Update für das neue Sucherlebnis.
Zwischen Hype und Hysterie stellen sich viele dieselbe Frage:
„Verliere ich bald meine Sichtbarkeit, meinen Traffic, und am Ende vielleicht sogar mein Geschäftsmodell?“
In diesem Beitrag ordnen wir die Entwicklung fundiert ein. Nicht mit Schlagzeilen, sondern mit belastbaren Fakten, ergänzt durch Perspektiven aus unterschiedlichen Lagern. Am Ende steht eine Synthese, die deutlich macht: Wer die Veränderungen versteht und strategisch darauf reagiert, hat am Ende nichts zu verlieren, sondern viel zu gewinnen.
2. Traffic-Angst: Wie real ist der Rückgang?
Zahlen lügen nicht. Oder doch?
Seit dem Rollout von Googles AI Overviews berichten große Publisher von massiven Einbrüchen:
- Business Insider: –55 % Sichtbarkeit
- Washington Post: –50 %
- Buzzfeed? Komplett raus aus den SERPs, sobald eine AI-Antwort eingeblendet wird.
Auch die Daten von Johannes Beus (SISTRIX) sprechen eine klare Sprache:
Der Anteil der Keywords mit AI Answer hat sich im Herbst 2024 verdreifacht, von unter 1 % auf über 3 %, Tendenz steigend.

Gleichzeitig verlieren klassische Featured Snippets an Boden. Sichtbarkeit verlagert sich, und damit auch der Traffic.

Diese Entwicklung wird nicht nur gemessen, sondern auch gefühlt.
Viele SEOs berichten von rückläufigen Klickzahlen trotz stabiler Rankings. Die neue Realität:
Ranking bedeutet nicht mehr automatisch Reichweite.
Besonders betroffen: Informations- und Nachrichtenportale. Für sie war Google jahrelang die Hauptquelle für Reichweite. Jetzt landet die Antwort – zusammengefasst, paraphrasiert, mit Quellen versehen – direkt in der KI-Zusammenfassung (AI Overview). Kein Klick nötig. Kein Besuch auf der Seite. Kein Werbeumsatz.
Und als wäre das nicht genug, kommt noch das dazu:
Laut einer Analyse von SparkToro (2024) machen Zero-Click-Suchanfragen inzwischen rund 58,5 % aller Google-Suchen in den USA aus. In der EU liegt der Anteil laut denselben Daten sogar bei 59,7 %, obwohl Googles AI Overviews hier offiziell noch gar nicht ausgerollt waren. Ein scheinbarer Widerspruch, der zeigt: Zero-Click ist kein neues Phänomen, sondern das Resultat einer langjährigen Entwicklung – und längst Realität, auch ohne generative Suchfeatures.
Trotzdem ist klar:
Die Richtung stimmt. Google entwickelt sich vom Verweiser zur Antwortmaschine. Das hat massive Auswirkungen auf Publisher, Shops, Dienstleister. Auf alle, die auf organischen Traffic angewiesen sind.
Aber ist das wirklich das Ende der Sichtbarkeit?
Oder nur das Ende eines alten SEO-Verständnisses?
3. Gegenbewegung: SEO ist nicht tot
Es ist verlockend, sich von Headlines wie „Google killt das offene Web“ oder „KI macht SEO überflüssig“ mitreißen zu lassen. Aber wer genauer hinschaut, merkt schnell: Ganz so dramatisch ist es nicht, jedenfalls nicht für alle.
Kein Kollaps, sondern Transformation
Neil Patel spricht in seiner Präsentation „The Zero-Click Future“ von einem CTR-Rückgang von rund 2 % durch AI Overviews. Spürbar? Ja. Existenzbedrohend? Kaum.
Viele SEO-Analysten berichten von ihren Projekten, dass sie nach KI-Einführung keine signifikanten Trafficverluste feststellen konnten. Einzelne Keywords verloren, andere gewannen.
Der Grund: Die meisten Suchen sind keine KI-Kandidaten.
Fragen zu Produkten, Tools, Angeboten oder Navigation landen weiterhin bei klassischen, klickbaren Ergebnissen. Besonders im B2B, in lokalem SEO und bei komplexeren Entscheidungsprozessen bleibt SEO wirksam, wenn auch unter anderen Bedingungen.
Neue Chancen statt altem Schema
Was sich verschiebt, ist nicht der Bedarf, sondern der “Pfad zum Nutzer”.
Wer in AI Overviews genannt werden will, muss heute anders denken:
- Longtail-Optimierung statt bloßem Shorthead-Keyword-Fokus
- strukturierte Daten & EEAT als Basis für KI-Input
- Skimmable Content, der aus Query-Fan-Outs hervorsticht (leicht erfassbare Inhalte, die in verwandten Suchvarianten besonders auffallen)
Tomasz Rudzki (SEO-Analyst bei ZipTie, bekannt für Studien zu AI Overviews) zeigte in seiner Analyse von 25.000 Suchanfragen:
- Websites, die in den klassischen Top-10 ranken, haben eine 25 % höhere Chance, in AI Overviews aufzutauchen.
- Das bedeutet: SEO bleibt relevant. Sie wirkt jetzt einfach an mehr Stellen.
Und noch ein Punkt: Discover (personalisierter Content-Feed in der Google-App, bringt oft mehr Traffic als klassische Suche) ersetzt längst große Teile der klassischen Suche.
Viele Unternehmen, die sich auf AI-Traffic fokussieren, vergessen, dass Sichtbarkeit auch über mobile Push-Feeds, Social-Signale, Foren und Video passiert. Die Marken, die jetzt in neue Formate investieren, verbreitern ihre Sichtbarkeit, statt ihr hinterherzulaufen.
SEO stirbt nicht, sie wandelt sich. Wer diesen Wandel ignoriert, verliert.
Wer ihn versteht, gewinnt.
4. SGE, SERP-Realität & KI-Pannen
Seit dem Rollout von Googles Search Generative Experience (SGE) hat sich die Oberfläche der Suchergebnisse leise, aber spürbar verändert:
Statt klassischer Blue Links stehen immer häufiger generative Zusammenfassungen im Mittelpunkt, oft mit Quellenangaben, aber ohne direkten Klickanreiz.
Eine Analyse von SISTRIX (Januar 2025, siehe oben) zeigt:
Der Anteil der Keywords mit AI Overviews ist auf über 3 % gestiegen, und das innerhalb weniger Monate. Gleichzeitig ist die Zahl der klassischen Featured Snippets deutlich eingebrochen. Was das bedeutet? Visuelle Dominanz. Die KI-Antwort steht ganz oben, meist in einem großen Kasten mit Icons, Logos, kleinen Snippets und ausgewählten Quellen, auch wenn sie nicht angeklickt werden müssen. Wer dort auftaucht, wird gesehen, aber nicht zwingend besucht. Wer dort nicht auftaucht, wird übersehen, auch wenn er Platz 1 im Ranking hält.
Die entscheidende Frage lautet künftig nicht mehr: Bin ich auf Seite 1?, sondern: Bin ich eine zitierfähige Quelle? Denn AI Overviews greifen meist nur auf drei bis vier Quellen zurück. Wer es in diesen Slot schafft, teilt sich die Bühne mit Schwergewichten wie Wikipedia oder Healthline. Eine Chance, die viele bislang unterschätzen.
Hinzu kommt ein weiterer Punkt: Fehlerhafte KI-Antworten.
In internen Tests (Delucks, 2025) wurden mehrfach Beispiele gesammelt, bei denen die KI falsche Preise, erfundene Marken oder veraltete Inhalte präsentierte, obwohl seriöse Quellen im Index verfügbar gewesen wären.

Anderes Beispiel:
Bei der Suche nach „beste Baufinanzierung 2025“ wurden Anbieter genannt, die gar keine Finanzierung mehr anbieten, weil Google die Inhalte aus veralteten PDF-Dokumenten bezog.
Das zeigt:
AI Overviews bevorzugen oft strukturierte, maschinenlesbare Inhalte, selbst wenn sie weniger aktuell oder relevant sind.
Sichtbarkeit ohne Kontrolle?
Die große Frage: Kann ich als Unternehmen steuern, ob (und wie) meine Inhalte in AI Overviews landen?
Teilweise ja, durch:
- saubere semantische Struktur (H1–H4, Listen, FAQ-Markup)
- EEAT-Optimierung (Expertennennung, Autorenprofil, externe Erwähnungen)
- JSON-LD & schema.org-Auszeichnungen
- Snippet-Steuerung via data-nosnippet, max-snippet oder robots.txt (Opt-out)
Doch Vorsicht: Wer sich pauschal aus KI-Antworten ausklinkt, verliert oft auch die Chance auf Sichtbarkeit in der klassischen Suche.
Die neue SERP ist ein hybrides System aus:
- generativer Zusammenfassung,
- visueller Aufbereitung,
- klassischen Rankings – und
- AI-Fails.
Wer nur auf Platzierungen schaut, wird verlieren.
Wer versteht, wie Inhalte verarbeitet werden, hat eine reale Chance auf Relevanz, auch ohne Klick.
5. Synthese: Sichtbarkeit neu denken
Zero-Click-Searches sind nicht das Ende von SEO, sondern das Ende schlechter Inhalte. Entscheidend ist nicht der Klick, sondern die inhaltliche Substanz. Wer klar, relevant und vertrauenswürdig kommuniziert, bleibt sichtbar, unabhängig vom Ausspielkanal.
Ob AI Overviews, Zero Click oder SGE, eines ist inzwischen unübersehbar:
Die klassische SEO-Gleichung „Ranking = Traffic = Umsatz“ ist ins Wanken geraten. Wer heute nur auf Platzierungen schielt, übersieht, dass Google längst auf etwas anderes abzielt: Relevanz im Nutzungskontext.
Doch was zunächst wie eine Bedrohung klingt, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als Einladung. Eine Einladung, Sichtbarkeit neu zu denken, jenseits von Klicks und Seitenaufrufen.
Von SEO zu Visibility Strategy
Früher reichte es, Inhalte für den Crawler zu optimieren, mit Keywords zu spicken und BacklinksBacklinks sind essenziell für SEO! Erfahre, wie du hochwertige Links aufbaust, dein Ranki... Weiterlesen zu sammeln. Heute geht es darum, Inhalte so aufzubereiten, dass sie verstanden, zitiert und eingeordnet werden können, von Maschinen und Menschen gleichermaßen.
Was unter den Begriffen GEO, SXO oder AI-SEO kursiert, meint im Kern dasselbe:
Eine neue Disziplin, bei der nicht mehr die Suchmaschine im Mittelpunkt steht, sondern der Erkenntnismoment des Nutzers.
Diese neuen SEO-Spielarten fordern ein Umdenken:
Nicht mehr: „Wie bekomme ich den Klick?“
Sondern: „Wie präsentiere ich mich so, dass ich als relevante Quelle im Gedächtnis bleibe, auch ohne Klick?“
Das Ziel ist nicht Traffic um jeden Preis, sondern Wahrnehmung im richtigen Kontext.
Vertrauen als neuer Rankingfaktor
Seit generative Suchsysteme und AI Overviews standardmäßig zum Einsatz kommen, zählt vor allem eines: Vertrauen. Nur wer über eine gewisse Autorität verfügt, sei es durch Fachwissen, Markenbekanntheit oder konsistente Qualität, wird als zitierfähige Quelle berücksichtigt. Google und andere KI-Systeme verlassen sich zunehmend auf diese Signale, wenn sie Inhalte auswählen, zusammenfassen und präsentieren.
Das bedeutet: Sichtbarkeit entsteht nicht mehr bloß durch Positionierung oder Keywords, sondern durch Verlässlichkeit, Eindeutigkeit und Struktur.
Die technische Performance bleibt wichtig, doch an erster Stelle steht die inhaltliche Anschlussfähigkeit. Wer unklar formuliert, komplex verschachtelt oder unstrukturiert publiziert, riskiert, ausgeblendet zu werden, von Usern wie von Maschinen.
Von der Klickjagd zur Touchpoint-Strategie
Dabei verändert sich nicht nur das WIE, sondern auch das WO.
Sichtbarkeit verteilt sich heute auf viele kleine, oft unsichtbare Kontaktpunkte:
Ein Zitat in einer KI-Antwort. Eine Erwähnung in Google Discover. Eine visuelle Präsenz in den Shopping-Kacheln. Ein verlinkter Screenshot in einem YouTube-Video. Vielleicht sogar ein Absatz, der von ChatGPT zitiert wird, ohne dass du es merkst.
Wer darauf setzt, überall dort aufzutauchen, wo Entscheidungen vorbereitet werden, baut ein Netz aus Wahrnehmung. Das ist nicht die alte Sichtbarkeit in Pageviews, sondern die neue in digitaler Präsenz und gedanklicher Verankerung.
Das heißt: Wer sich heute fragt, wie er in der KI-getriebenen Suche überleben kann, sollte nicht bloß SEO betreiben. Sondern eine Sichtbarkeitsstrategie entwickeln, die:
- auf Klarheit, Konsistenz und Vertrauen setzt,
- technische Lesbarkeit mit inhaltlicher Tiefe verbindet,
- und erkennt, dass nicht jeder Klick nötig ist, um im Gedächntis zu bleiben.
6. Was Top-Agenturen jetzt anders machen
Große Player wie Neil Patel Digital haben die Zeichen erkannt und handeln. Statt auf noch mehr Traffic zu hoffen, verlagern sie ihren Fokus: von reiner Reichweite hin zu strategischer Sichtbarkeit. Was auffällt: Erfolgreiche Agenturen verfolgen heute andere Spielregeln als noch vor wenigen Monaten.
- Sie denken nicht mehr nur in Keywords, sondern in Suchabsichten und deren Varianten. Besonders bei komplexen Longtail-Queries (6+ Wörter) liegt die Wahrscheinlichkeit für AI Overviews laut interner Analysen bei über 75 %. Content, der sich daran orientiert, wird von Google häufiger direkt zitiert, ohne Umweg über einen Klick.
- Sie setzen auf Markenbildung in der Suche. Studien zeigen: Wer als Marke erkannt wird, erhält nicht nur mehr Sichtbarkeit, sondern auch Vertrauen, gerade in KI-generierten Antworten. Ein gepflegtes Google Business Profil, ein Knowledge Panel oder strukturierte Markup-Daten werden so zum digitalen Vertrauensanker.
- Sie diversifizieren. Denn Suchen finden längst nicht mehr nur auf Google statt. Plattformen wie TikTok, YouTube, Instagram oder ChatGPT fungieren selbst als „Search Engines“. Inhalte, die dort sichtbar sind, schlagen oft direkte Brücken zur Zielgruppe, besonders im B2C-Bereich.
- Sie analysieren neue Metriken. Nicht mehr nur „Sitzungen pro Seite“, sondern Werte wie AI Visibility, Promptability oder Branded Search Volume gewinnen an Bedeutung. Das Ziel: Auch ohne Klick sichtbar und erinnerbar sein.
- Sie produzieren Inhalte, die KI nicht selbst erzeugen kann. Case Studies, Expert Insights, echte Meinungen, mit klarer Handschrift. In einer internen Analyse von 744 Artikeln schnitten menschlich geschriebene Inhalte 5,4-mal besser ab als generische KI-Texte.
Die Botschaft dahinter: Sichtbarkeit entsteht heute nicht mehr nur durch Suchalgorithmen, sondern durch strategische Unverwechselbarkeit. Und das lässt sich unabhängig vom nächsten Google-Update gestalten.
7. Was du jetzt tun kannst
Wer heute noch glaubt, SEO gehe nur um Klicks, hat nicht verstanden, wie sich die Spielregeln verändert haben. In einer Zeit, in der Google mehr Antworten direkt ausspielt, als es Traffic verteilt, heißt Sichtbarkeit: präsent sein, bevor überhaupt jemand klickt.
Zero-Click heißt nicht Zero-Chance. Im Gegenteil: Wer mitdenkt, mitgeht und vorausdenkt, profitiert. Denn Aufmerksamkeit verlagert sich auf Feeds, auf Overviews, auf neue Formate. Und auf Plattformen jenseits von Google: YouTube, TikTok, Instagram oder ChatGPT werden längst aktiv nach Antworten durchsucht.
Wer Inhalte so strukturiert, dass sie direkt zitiert, geteilt oder gespeichert werden, bleibt sichtbar, selbst ohne klassische CTR. Wer als Marke wahrgenommen wird, mit Wiedererkennung, Autorität und klarer Positionierung, ist in AI Overviews, Feeds und Knowledge Panels präsenter denn je.
SEO muss sich anpassen. Nicht ans Ende der Suche, sondern an ihr neues Gesicht.
Sichtbarkeit ist nicht gestorben. Sie ist nur komplexer geworden. Wer jetzt beginnt, strategisch umzudenken, bleibt nicht nur sichtbar, sondern relevant.
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