Kopieren, verschicken, hoffen – so funktioniert SEO mit Pressemitteilungen nicht. Erfahre, wie du aus einer PM ein echtes Sichtbarkeits-Tool machst, ohne Duplicate-Content-Falle und mit messbarem Effekt.
Pressemitteilungen fristen im modernen Online-Marketing oft ein Schattendasein. Während Social Media, SEO-Content und Performance-Kampagnen im Rampenlicht stehen, gelten klassische Presseaussendungen als überholt oder irrelevant, zumindest was die Suchmaschinenoptimierung betrifft.
Doch stimmt das wirklich?
Die Wahrheit liegt – wie so oft – dazwischen. Pressemitteilungen können die SEO-Sichtbarkeit deutlich verbessern. Sie können aber auch kaum oder gar keinen Effekt haben. Oder im schlimmsten Fall sogar schaden.
In diesem Artikel erfährst du, warum Pressemitteilungen weiterhin ein wertvolles SEO-Tool sein können, wenn man sie richtig einsetzt. Und warum „Copy & Paste an 100 Presseportale“ in Sachen Sichtbarkeit genau das Falsche ist.
Qualität vor Quantität
Eine Pressemitteilung ist kein Lückenfüller und auch keine Keyword-Schleuder. Sie wirkt nur dann nachhaltig, für Leser UND Suchmaschinen, wenn sie Substanz hat.
1. Nachrichtenwert entscheidet
Frag dich vor jeder Veröffentlichung: Gibt es wirklich etwas zu sagen? Ein interner Prozesswechsel oder ein neues Produktfeature ohne Kontext reicht selten. Was zählt, ist Relevanz. Und zwar aus Sicht der Zielgruppe. Pressemitteilungen, die echten Informationswert bieten, werden eher gelesen, geteilt und manchmal sogar verlinkt.
2. Kein Werbesprech
Suchmaschinen (und Journalisten sowieso) erkennen Floskeln und aufgeblasene PR-Sprache sofort. Statt „innovativste Lösung auf dem Markt“ lieber konkrete Beispiele, Vergleiche, Nutzen. Klare Sprache schlägt Marketing-Bingo, sowohl für Menschen als auch für Maschinen.
3. Aufbau mit Wirkung
Eine gute Pressemitteilung folgt keiner festen Schablone, hat aber ein paar bewährte Elemente:
- Headline, die Neugier weckt
- Lead, der sofort die zentrale Botschaft liefert
- Zitat, das Persönlichkeit zeigt
- Kontext, der das Ganze einordnet
- Call to Action oder weiterführende Info (z. B. Link zu mehr Details)
4. Qualität statt Massenversand
Statt dieselbe Mitteilung an 30 Portale zu schicken, lieber 3 gezielt auswählen und vielleicht leicht anpassen. Qualität der Verbreitung schlägt Reichweite ohne Wirkung.
Potenzial von Pressemitteilungen
Richtig eingesetzt, können Pressemitteilungen nicht nur Nachrichten verbreiten. Sie schaffen digitale Spuren. Und das kann sich auf mehreren Ebenen positiv auf deine SEO auswirken.
1. Sichtbarkeit auf starken Domains
Fachmedien oder Nachrichtenplattformen haben meist eine hohe Domain-Autorität. Wenn deine Mitteilung dort veröffentlicht wird, kann sie über Google News, Top-Stories oder reguläre Suchergebnisse gefunden werden. Auch wenn deine eigene Website (noch) nicht stark genug ist. So kommst du indirekt zu Sichtbarkeit über Dritte.
Achtung bei generischen Presseportalen
Allerdings bringt dir nicht jedes Presse-Portal automatisch Sichtbarkeit oder Trust. Viele generische Presseportale veröffentlichen wahllos große Mengen an Inhalten, oft ohne redaktionelle Prüfung oder echten Nachrichtenwert. Google erkennt diese Qualitätseinbußen und bewertet solche Plattformen entsprechend zurückhaltend. Die Folge: Deine Meldung verpufft. Statt auf Massenverbreitung solltest du auf gezielte Distribution setzen, idealerweise direkt an Redaktionen, Journalisten oder Medien, die in deiner Branche verwurzelt sind. Persönliche Kontakte oder gezielt ausgewählte Fachportale wirken hier deutlich nachhaltiger.
2. Potenzielle Backlinks
Zwar sind viele Presseportale sparsam mit dofollow-Links, doch gerade bei gut recherchierten, fachlich relevanten Mitteilungen greifen manchmal Redaktionen zu – und verlinken auf deine Seite. Das passiert nicht automatisch, aber es passiert. Wenn der Inhalt stimmt.
3. Brand Mentions und Vertrauen
Erwähnungen auf etablierten Seiten (auch ohne Link) können deine Markenautorität stärken. Google berücksichtigt, laut verschiedenen SEO-Experten, auch sogenannte „Implied Links“, also Nennungen ohne direkte Verlinkung, in seinem E-E-A-T-Modell (Experience, Expertise, Authoritativeness, Trustworthiness).
4. Zusätzliche SERP-Präsenz
Wenn eine Pressemitteilung indexiert wird, kann sie dir eine weitere Platzierung in den Suchergebnissen verschaffen. Das blockiert zwar nicht gleich die Konkurrenz, erhöht aber deine Chance, bei einem bestimmten Thema mehrfach aufzutauchen, sei es mit deiner Seite oder über ein Drittportal.
Duplicate Content Risiko
Einer der häufigsten SEO-Fehler bei Pressemitteilungen: Sie werden 1:1 an zahlreiche Portale verschickt und gleichzeitig auf der eigenen Website veröffentlicht. Das Ergebnis: identischer Inhalt auf dutzenden Domains. Für Suchmaschinen ist das ein Signal, genau hinzusehen und zu entscheiden, welche Version gezeigt wird.
Wichtig vorweg: Google straft Duplicate Content nicht pauschal ab. Es gibt keinen „Penalty“, solange kein manipulativer Spam dahintersteckt. Aber: Google filtert. Der Algorithmus entscheidet, welche der doppelten Versionen im Index bleibt und welche nicht. In vielen Fällen fliegt die Firmenseite aus dem Rennen.
Selbst wenn deine Pressemitteilung zuerst auf deiner Seite erscheint, kann es sein, dass ein Presseportal in den Suchergebnissen vor dir landet. Warum? Weil Google die Autorität der Domain höher bewertet als das Veröffentlichungsdatum. Ein Newsportal wie „openPR“, das deine Meldung übernimmt, hat in den Augen von Google einfach mehr Gewicht, selbst wenn es nur ein Repost ist.
Das bedeutet konkret: Wenn du überall denselben Text verteilst, verbaust du dir selbst das SEO-Potenzial. Denn deine eigene Seite wird im Zweifel nicht angezeigt, obwohl sie der eigentliche Ursprung ist. Du verlierst Sichtbarkeit, Traffic und potenzielle Rankings.
So funktioniert Online-PR SEO-freundlich
Die gute Nachricht: Duplicate Content lässt sich vermeiden. Und Pressemitteilungen können richtig gute SEO-Hebel sein, wenn du ein paar einfache Regeln beachtest.
4.1 Versionierung: Ein Text, zwei Strategien
Veröffentliche auf deiner eigenen Website eine Langversion der Pressemitteilung. Mit Hintergrundinfos, Zitaten in voller Länge und internen Links zu weiterführenden Infos. Für den Versand an Presseportale erstellst du dann eine Kurzversion – knackig, informativ, aber mit leicht verändertem Aufbau und Formulierungen. Das reicht oft schon, um Duplicate Content zu umgehen.
4.2 Onpage-Optimierung
Behandle deine Pressemitteilung wie einen regulären Blogartikel:
- Fokus-Keyword im Titel und in der Einleitung
- strukturierte Absätze mit Zwischenüberschriften
- interne Verlinkung zu thematisch passenden Seiten
- optional: Bild, Snippet-Optimierung, Meta-Daten
4.3 Was bedeutet eigentlich Syndizierung?
Syndizierung meint die Veröffentlichung derselben Inhalte auf mehreren Plattformen, zum Beispiel Presseportalen oder Partnerseiten. In der Pressearbeit ist das gängige Praxis. Aus SEO-Sicht allerdings sensibel: Google zeigt bei mehrfach identischem Inhalt nur eine Version prominent an – und das ist nicht immer die eigene.
URLs und Tracking
Sprechende URLs klingen gut, sehen ordentlich aus und machen in vielen Fällen auch Sinn. Aber sind sie wirklich ein SEO-Faktor? Kaum.
Ob deine URL „/pressemitteilung-produktlaunch“ oder „/id=1234“ heißt, spielt für das Ranking keine Rolle. Google versteht längst, worum es auf der Seite geht – über den Inhalt, nicht die URL. Sprechende URLs verbessern zwar die Klickrate in der Suche (weil sie leserfreundlicher wirken), bringen aber keinen direkten Rankingvorteil.
Bestehende URLs umzubenennen, nur um sie „schöner“ zu machen, ist riskant. Wenn Weiterleitungen nicht sauber umgesetzt werden, kannst du Sichtbarkeit verlieren. Für neue Pressemitteilungen gilt: Ja, nutze sprechende URLs – aber ohne Zwang, und nicht als Haupthebel deiner Optimierung.
Wichtiger als die URL selbst ist, wie die Seite eingebettet ist:
- Wie ist sie intern verlinkt?
- Ist sie in die Hauptnavigation oder Sitemap integriert?
- Wird sie von anderen Inhalten aus erwähnt?
Kurz: Google bewertet Inhalte im Kontext des gesamten Auftritts. Nicht anhand von Slashes und Keywords in der Adresszeile.
Allerdings kannst du in URLs UTM-Parameter einsetzen, um den Link-Traffic aus Pressemitteilungen besser zu tracken.
Handlungsempfehlungen zur PR-SEO
Wenn du Pressemitteilungen strategisch für SEO nutzen willst, brauchst du keine komplizierte Technik, sondern Klarheit, Struktur und ein paar bewährte Grundsätze:
1. Verwende Versionen mit Plan
Nutze deine Website als primäre Plattform mit einer ausführlichen, optimierten Version der PM. Für den Versand an Portale erstellst du eine gekürzte oder leicht umformulierte Fassung. Das reduziert Duplicate Content und stärkt deine Domain.
2. Wähle Qualität statt Masse
Verzichte auf den Gießkannenversand. Konzentriere dich auf relevante, vertrauenswürdige Publikationen und passe deine Inhalte an deren Leserschaft an, wenn möglich.
3. Behandle Pressemitteilungen wie Content
Optimiere Überschrift, Einleitung, Zwischenüberschriften und interne Verlinkung genauso sorgfältig wie bei einem Blogartikel. So bekommt die Seite nicht nur Sichtbarkeit, sondern auch SEO-Relevanz.
4. Nutze PMs als Content-Basis
Eine Pressemitteilung kann mehr sein als eine Einmal-Veröffentlichung. Denk in Formaten:
- Ein Blogartikel, der tiefer einsteigt
- Ein kurzes Video mit den wichtigsten Punkten
- Ein Social-Media-Post als Teaser
- Ein Newsletter-Abschnitt mit passendem CTA
So schöpfst du aus einem Thema gleich mehrere Kanäle aus, ohne Mehraufwand, aber mit Mehrwert.
5. Messe den Erfolg
Tracke, welche Pressemitteilungen Sichtbarkeit und Traffic bringen, z. B. über UTM-Parameter, Google Search Console oder eine einfache Rankingüberwachung. Nur so weißt du, was wirklich funktioniert.
Fazit
Pressemitteilungen sind kein SEO-Wundermittel, aber sie sind auch längst nicht tot. Richtig eingesetzt, können sie Sichtbarkeit, Vertrauen und sogar Rankings bringen. Falsch eingesetzt, verschwinden sie in der digitalen Bedeutungslosigkeit oder schaden im schlimmsten Fall deiner eigenen Website.
Die Lösung liegt – wie so oft im Online-Marketing – nicht im Entweder-oder, sondern im Wie.
Wenn du Pressemitteilungen als Teil deiner Content-Strategie begreifst, sie gezielt aufbereitest, technisch sauber einbindest und in deinen Kommunikationsmix integrierst, können sie mehr leisten als nur „öffentlichkeitswirksam zu informieren“.
Sie können zum SEO-Booster werden.
Checkliste
Behalte die wichtigsten Punkte im Blick und lade dir jetzt deine Checkliste herunter, mit der du Pressemitteilungen richtig zur SEO nutzt.