Welche Rolle Domains bei der SEO spielen

Wer seine Domain unüberlegt definiert oder ändert, riskiert massive Einschränkungen bei der SEO. Ich kläre auf über die wichtigsten Anforderungen zu Domains.

Domains und Marken sind nicht nur aus Nutzersicht eng miteinander verbunden, sondern auch Suchmaschinen bauen mit Domains „Erinnerungen“ auf. Wer seine Domain unüberlegt ändert, riskiert die jahrelang aufgebaute Reputation zu verlieren.

Was bedeuten Domains aus SEO-Sicht?

  • Eine Domain ist wie ein guter Wein: Je älter, desto besser.
  • Eine neue Domain – egal ob Keyword-Domain oder nicht – ist anfangs immer wertlos.
  • Eine Keyword-Domain bringt heute aus SEO-Sicht keine Vorteile mehr.
  • Der Aufbau einer wertvollen Domain ist mit viel Arbeit und Zeit verbunden.
  • Man kann den Wert einer Domain verlieren, indem man sie mit Spam-Inhalten und -Backlinks versieht oder die Inhalte stagnieren.
  • Eine geparkte Domain ohne Website bringt niemandem was, außer Umsatz für deinen Hoster und Ärger für Gründer, die nach freien Domains suchen. Umgekehrt rate ich aber dazu, verschiedene Endungen und Schreibweisen einer Marken-Domain zu sichern.
  • Subdomains werden aus SEO-Sicht wie separate Projekte behandelt. So ist beispielsweise ein Blog auf einer Subdomain erst mal kein SEO-Boost für die Hauptdomain (sog. TLD, Top-Level-Domain), sondern muss zunächst von null etabliert werden, um dann durch Verlinkungen einen Nutzen für die Hauptdomain zu erreichen. Daher rate ich bspw. von Blogs auf Subdomains ab.

Wann ist eine neue Domain empfehlenswert?

Domains sind also in der Regel keine Geldanlage, sondern Business. Sie müssen aufgebaut und gepflegt werden, um einen Nutzen darzustellen und wertvoll zu werden. Ich empfehle nur dann eine neue Domain zu buchen, wenn du eine neue Firma, eine neue Marke oder ein neues Projekt aufbauen willst.

Ich habe die Domain websei.de 2019 gekauft, um unsere Hauptdomain delucks.com weniger auf ein einzelnes CMS zu spezialisieren und zusätzlich eine auf WordPress-spezialisierte Agentur hochzuziehen.

Wenn du dagegen eine Dachmarken-Strategie fährst und etwa ein neues Produkt vermarkten oder ein Blog hochziehen willst, rate ich von weiteren (Sub-) Domains ab. Denn der Aufwand, diese Projekte neu zu etablieren, ist wesentlich größer, als wenn du das auf deiner Hauptdomain integrierst.

Welche Kriterien sollte eine neue Domain erfüllen?

Neue Domains sollten einfach einzuprägen und kurz sein. Mehr als ein Wort würde ich vermeiden, um Rechtschreibfehler durch Trennzeichen zu vermeiden. Je komplizierter deine Domain ist, desto mehr Varianten solltest du sichern, um möglichst alle Fälle von Rechtschreibfehlern zu berücksichtigen.

Für Unternehmen, die langfristig nur in Deutschland positioniert werden sollen, reicht theoretisch eine .de-Domain aus. Diese Länder-Domain ist aber für internationales Marketing – auch in Österreich und der Schweiz – nicht geeignet, da du ja mit der .de-Domain signalisierst, dass du nur im lokalen Markt tätig bist. Es ist also schwierig bis unmöglich, mit einer .de-Domain in der Schweiz, in Österreich oder im Rest der Welt gute SEO-Ergebnisse zu erzielen.
Unternehmen, die (irgendwann) internationalisieren wollen, sollten sich daher dringend auf eine internationale Domainendung wie .com oder .co fokussieren.

Am besten wird die Domainwahl zusammen mit der Markenstrategie getroffen: Man sollte in allen Ländern präsent werden können (ggf. lokale Domainendungen gleich mit buchen) und sicherstellen, nicht gegen geschützte Marken zu verstoßen. Nachdem du unterschiedliche freie Domains mit deinem Hoster oder einem Tool wie dem Domain-Brainstormer recherchiert hast, ist also eine Markenrecherche beim Deutschen Patent- und Markenamt sowie in jeweiligen lokalen Pendants empfehlenswert.

Ist ein Domainkauf sinnvoll?

Es kann bei der Recherche nach neuen Domains vorkommen, dass du eine Domain findest, die zum Verkauf steht. Manche dieser Domains bringen dazu noch Reputation in Form von Links mit, auf welche du theoretisch aufbauen kannst und somit der Start deines Projektes weniger anstrenged ist.

Screenshot aus ExpiredDomains

Allerdings solltest du bei Domainübernahmen immer darauf achten, dass das Verhältnis von Backlinks (kurz: BL) zu verlinken Domains (kurz: DP – das steht für Domain Popularity) nicht zu extrem ist. Wenn das Verhältnis von BL zu DP größer als 100 zu 1 ist, dann ist Vorsicht geboten.

Prüfe dann zunächst mit einem SEO-Tool wie SISTRIX, bis wann die Domain aktiv war:

Screenshot aus SISTRIX

Wurde eine Domain wie in diesem Beispiel seit etwa einem Jahr nicht mehr genutzt, hat sie schon stark an Wert verloren, auch, wenn sie im Screenshot aus ExpiredDomains noch mit 65 Backlinks von 15 Domains nach natürlicher Reputation aussah. Zusätzlich kannst du dir die Links auch im Detail anschauen und für dich überlegen, ob diese thematisch zur Domain passen oder völlig generisch sind, so wie hier:

Screenshot aus SISTRIX

Falls du nach der Prüfung der Links immer noch interessiert sein solltest, empfehle ich außerdem einen Blick in die WaybackMachine, um zu prüfen, welche Inhalte die Wunschdomain hatte:

Screenshot aus WaybackMachine

In diesem Beispiel stellt sich also raus, dass die Domain nichts mit den italienischen Sportwagen zu tun hat, sondern zu einer Gruppe von Musikern gehörte. Wenn man sich dann nicht im Kulturbereich bewegt, sollte man von dem Kauf solch einer Domain absehen.

Wann ist ein Domainwechsel sinnvoll?

Ich empfehle keinen Domainwechsel aus technischen Gründen, sprich, wenn du auf deiner Hauptdomain nicht das umsetzen kannst, was du möchtest. Besser ist dann an einen Website-Relaunch oder -Redesign zu denken. Ein Domainwechsel kommt für mich nur in zwei Fällen in Frage:

  • Zur Auslagerung von bestimmten Themen, Produkten oder Geschäftsbereichen aus deiner Haupt-Website, also zum Carve-out.
  • Zur Internationalisierung, wenn du bspw. von einer .de-Domain auf eine .com-Domain wechseln willst.

In beiden Fällen geht der Domainwechsel nicht von heute auf morgen. Es braucht einige Zeit, bis die Google-Rankings von einer Domain auf die andere übertragen werden.

Im November 2019 habe ich dann alle WordPress-spezifischen Blogbeiträge von unserer Website dorthin ausgelagert. Der Übergang der Sichtbarkeit hat dann 4 Monate gedauert.

Wenn du also einen Domainwechsel in Erwägung ziehst, gehe bitte von 3 bis 6 Monaten Übergangszeit aus, bis die Rankins übertragen sind. Egal, ob du nur einzelne Inhalte auslagerst oder die ganze Website umleitest, solltest du

  1. die Inhalte auf der neuen Domain vorbereiten und anschließend freischalten
  2. alle (gelöschten) Links der alten Website einzeln auf die neue Domain weiterleiten (die Weiterleitung sollte also für jede einzelne URL stattfinden; ich rate von einer Umleitung der ganzen Domain ab, da Nutzer und Suchmaschinen dann nicht sofort zu der neuen URL umgeleitet werden; die Weiterleitungen werden in der .htaccess-Datei der alten Domain eingegeben)
  3. nicht vergessen, die Indexierungseinstellungen und Statistiken, das Impressum und die Rechtstexte auf der neuen Seite zu kontrollieren

Möchtest du deine ganze Domain umstellen, startest du anschließend das Tool zur Adressänderung in den Einstellungen der Google Search Console. Dort kannst du die Suchmaschine darüber informieren, wohin die Website zieht (das setzt Inhaber-Rechte der alten und neuen Domain voraus):

Screenshot aus Google Search Console

Anschließend kannst du den Stand des Domainwechsels in der Google Search Console der neuen Domain beobachten:

Screenshot aus Google Search Console

Fazit

Ich empfehle, Domains möglichst konservativ zu betrachten und auf Subdomains, Domainreservierungen und Domainwechsel zu verzichten, sofern vermeidbar. Ideal setzt du mit deinem Projekt auf eine .com-Domain oder wechselst dorthin, wenn du internationalisieren willst. Plane dann aber ein halbes Jahr ein, bis die Sichtbarkeit übertragen wird.