Vorweg: Ich habe diesen Ratgeber-Artikel nach Priorität strukturiert. Je eher ich einen Punkt nenne, desto wichtiger ist er für die lokale Suchmaschinenoptimierung.
Der Wichtigste Hebel zur lokalen SEO ist ein ordentlich gepflegter Google My Business-Eintrag und eine Website mit lokalem Bezug (Texte, die den Ort erwähnen, wie zum Beispiel durch Anfahrtsbeschreibungen). Denn was die Nutzer in den Suchergebnissen sehen, sind meistens:
- Google Ads (kostenpflichtige Werbung)
- Google Maps (aus My Business)
- Klassische Suchergebnisse, wovon aber nur die top-5 wirklich zählen. Alles was danach kommt, also mit einem Ranking ab Position 6, wird kaum geklickt und bringt somit herzlich wenig.
- Schlagzeilen (aus Google News)
Bevor ich dir Schritt-für-Schritt erkläre, wie du deine Marketing-Aktivitäten auf die Umkreissuche ausrichten solltest, noch eins vorweg:
Lokale SEO funktioniert nur dort, wo dein Unternehmen auch ansässig ist. Willst du mit einem Unternehmen, das in Hintertupfing ansässig ist, in München sichtbar werden, kannst du das nur mit Google Ads oder einer Niederlassung vor Ort schaffen.
Basis-Setup
Um Google My Business neu einzurichten, folgst du am besten dem Schritt-für-Schritt Setup. Funktioniert das nicht oder hat schon jemand deinen Google My Business Eintrag angelegt, der dir keinen Zugriff darauf überträgt (passiert oft, aus unterschiedlichsten Gründen), dann kannst du hier mit einem My Business-Experten Kontakt aufnehmen.
Nachdem du deinen Eintrag bestätigt hast (Google verifiziert deine Inhaberschaft bspw. mithilfe einer Postkarte oder eines Anrufs, wo ein Code durch gegeben wird), gelangst du auf die Startseite deines My Business-Eintrags.
Infos
Anschließend definierst du die statischen Informationen zu deinem Unternehmen:
- Kategorien: So viel Kategorien wie möglich und thematisch passend angeben
- Einzugsgebiete bitte orts- und länderspezifisch angeben, wenn dein Unternehmen sowohl lokal als auch national tätig ist. Also beispielsweise München und Deutschland – auch, wenn das doppelt gemoppelt ist. Ansonsten nur die Standorte angeben, in denen du auch deine Dienste anbietest.
- Öffnungszeiten solltest du nur dann angeben, wenn du ein Ladengeschäft hast. Wenn du kein Geschäft hast, dann rate ich von der Öffnungszeiten-Angabe ab, da dein Unternehmen außerhalb der Geschäftszeiten oder an Feiertagen geschlossen angezeigt wird. Außerdem musst du bei angegebenen Öffnungszeiten auch Ausnahmen für Feiertage und beispielsweise bei Corona-bedingter Schließung festlegen.
- Telefonnummer nach DIN-Format ohne Länderkennung, also bspw. 089 123456-0 für ein Unternehmen in München mit Durchwahl 0.
- Website-Link
- Links für Termine müssen nicht zwingend auf ein Online-Terminbuchungstool gehen, sondern könnten auch auf ein Kontaktformular mit Terminwünschen gehen. Ohne Terminwünsche wäre ein Kontaktformular aber nicht ausreichend, da die Erwartungen der Nutzer an den Termin-Link sonst nicht bestätigt werden würden.
- Produkte oder Leistungen erkläre ich gleich separat.
Leistungen/ Produkte
Sind alle Basis-Informtionen angelegt, darfst du dich den Leistungen und/ oder Produkten widmen. Welcher dieser Reiter dargestellt wird, hängt von deiner Kategorisierung ab.
In beiden Fällen definierst du zunächst einen übergeordneten Bereich – bei uns ist das die „Beratung“. Darunter erstellst du dann für jede Leistung und für jedes (wichtige) Produkt einen Eintrag, bestehend aus Titel, Beschreibung und idealerweise weiterführendem Link zu der passenden Rubrik deiner Website.
Bei Produkten solltest du zusätzlich Bilder hochladen, damit diese dann optimal in der Google-Suche dargestellt werden.
Hast du keine Website und „nur“ ein kleines lokales Geschäft, könntest du anschließend über den Reiter „Website“ eine Google-eigene Homepage einrichten (nicht in meinen Screenshots abgebildet). Ich rate jedoch explizit davon ab, da du dich dadurch von Google abhängig machst, die Google My Business-Homepages aktuell noch sehr rudimentär sind und professionell wirken.
Fotos
Nicht zu unterschätzen ist der Einfluss von aktuellen Fotos/ Bildern auf die lokale SEO. Hochwertige Bilder sind außerdem extrem wichtig zur Conversion-Optimierung, also um den Anteil der Anfragen über die Website zu steigen.
Wichtig: Halte die Bilder aktuell und entferne bspw. Fotos von ehemaligen Mitarbeitern, um keine falschen Erwartungen zu wecken oder rechtliche Risiken einzugehen. Idealerweise lädst du die Bilder möglichst hoch aufgelöst in dein Unternehmensprofil – die ideale Auflösung von Bildern habe ich in meinem Beitrag zur Bilder-SEO beschrieben.
Ich empfehle dir dringend in My Business nicht nur dein Logo in Google My Business zu definieren, sondern auch Team- und Location-Fotos hochzuladen. An den Bildern solltest du auf keinen Fall sparen und lieber in einen Fotografen oder Grafiker investieren, statt Handybilder und PowerPoint-Slides hochzuladen. Einzige Ausnahme: 360° Fotos, die kannst du auch selber schießen.
360° Fotos
Für 360° Fotos würde ich mir erst mal einen Fotografen sparen und mit der Google StreetView App (Google Play Store bzw. AppStore) selber testen, ob diese performen. Nach der Installation gehst du in die Einstellungen und deaktivierst die Option „360°-Fotos automatisch verbinden“. Anschließend loggst du dich mit dem Account ein, der auch Adminrechte für deinen My Business-Eintrag hat. Dann schießt du aus dem Home Screen der App durch Klick auf das Foto-Icon rechts unten das Foto und kannst es schließlich manuell deinem My Business-Eintrag zuordnen.
Bist du nicht eingeloggt oder hast du die o.g. Option nicht deaktiviert, dann wird das Foto höchstwahrscheinlich nur der Adresse und nicht dem Unternehmenseintrag zugeordnet oder gar nicht erst frei geschaltet. Hast du alles richtig gemacht, kannst du binnen 10 Minuten die Bilder in deinem Google My Business Profil sehen.
Nach der Veröffentlichung von Fotos in Google My Business würde ich mindestens 30 Tage abwarten und anschließend die Statistiken aufrufen, ob die Fotos wahrgenommen werden und einen Wettbewerbsvorteil darstellen:
Google-Bewertungen
Vorweg distanziere ich mich davon Google-Bewertungen zu kaufen. Ich möchte dich aber dazu motivieren, immer und immer wieder deine Kunden (und manchmal auch Geschäftspartner oder Freunde) um ihr Feedback auf Google zu bitten, damit deine positive Reputation angekurbelt wird. Denn so lange keine Bewertungen veröffentlicht sind, ist die Hemmschwelle den ersten Schritt zu machen, sehr hoch. Auch wenn negative Bewertungen veröffentlicht sind, werden tendenziell auch weitere negative Bewertungen folgen, da sich dann Nutzer mitreißen lassen, sich kritischer zu äußern. Das darf dich aber nicht demotivieren, sondern soll dich und dein Unternehmen zu Bestleistungen anspornen.
Bewertungsaufbau
Warte nicht darauf, dass Nutzer deine Firma bewerten, sondern frage sie direkt nach ihrer Meinung. Damit stellst du sicher, dass nicht nur frustrierte Kunden sich die Mühe machen ihr Feedback teilen, sondern auch diejenigen, die du begeistern konntest. Klar kommt auch dann mal was Negatives durch und das ist sogar hilfreich, um somit einen vertrauenswürdigeren Eindruck zu vermitteln. Denn grundsätzlich wirkt ein Bewertungsergebnis um ø 4,5 von 5 möglichen Sternen realistischer, als immer nur 5 von 5 Sternen zu erreichen (Natürlich freuen wir uns trotzdem immer über begeisterte Kunden).
Am besten ist es, wenn du deine Kunden aktiv um Feedback bittest. Am einfachsten geht das, indem du ihnen einen Link zum Absenden einer Google-Bewertung bereitstellst. Diesen Link findest du auf der Startseite deines Google My Business-Eintrags: Unter der Überschrift „Mehr Rezensionen erhalten“ befindet sich der Kurzlink, den du bspw. auf deiner Website, in E-Mails, Visitenkarten oder auf Aufstellern im Laden anbieten kannst:
Alternativ kannst du Bewertungslinks auch ohne Zugriff auf Google My Business generieren, indem du hier deine Places ID ausliest. Im Suchformular gibst du den My Business-Firmennamen ein, für den du einen Bewertungslink generieren willst, und erhältst dann die ID deines Eintrags:
Anschließend fügst du deine ID (Inklusive dem „ChI“) nach dem „=“ der folgenden URL ein:
https://search.google.com/local/writereview?placeid=
In unserem Fall wird daraus dieser Link:
https://search.google.com/local/writereview?placeid=ChIJXyaxefx1nkcRN0T5HJmejRE
Achte darauf, dass beim Einfügen der ID kein Leerzeichen in der URL entsteht. Teste den Link dann durch Kopieren der URL in einem Inkognito-Fenster deines Browsers oder in einem anderen Browser (z. B. auf dem Smartphone, nach Zusenden per E-Mail). Funktioniert der Link (auch) auf einem zweiten Browser, kannst du ihn deinen Kunden zusenden.
Richtiges Timing
Erfahrungsgemäß solltest du deine Kunden und Nutzer möglichst rasch nach ihrem Einkauf oder deiner erbrachten Dienstleistung nach ihrer Erfahrung fragen, damit sie ihren (positiven) Eindruck nicht vergessen. Das ist aber nur bei digitalen Angeboten wie zum Beispiel Blogbeiträgen oder Videos unmittelbar nach einem Kauf sinnvoll. Warte also so lange ab, bis Nutzer deine Angebote erleben und sich eine Meinung bilden konnten. Bei einem (Online-) Shop oder Dienstleister sind das demnach ein paar Tage nach Erhalt der Produkte und Leistungen, bis diese ausprobiert wurden. Bei Büchern oder anderer länger zu konsumierender „Kost“ können auch mal ein paar Wochen verstreichen.
Damit du nicht jedes Mal neu die Links zu den Google-Bewertungen heraussuchen und eine Mail mit Bitte um Feedback aufsetzen musst, kannst du auch einen Tastaturbefehl anlegen und den entsprechenden Satz nach Eingabe eines Schlagwortes jederzeit einfach aufrufen. Ich habe mir beispielsweise auf # Bewertung den folgenden Satz gelegt:
„Ich würde mich sehr über eine Bewertung auf unserer Website oder auf Google freuen.“
Zu den hier erwähnten Website-Bewertungen gleich mehr. Beim Mac kannst du solche Befehle in den Einstellungen unter Tastatur > Text definieren.
Ich arbeite mit vielen solchen Bausteinen, die mir den (E-Mail-) Alltag erleichtern. Solche Textbausteine lassen sich auch auf Rechnungen, Feedback-Bögen und Newslettern einbauen.
Negative Bewertungen
Vorweg: Bitte beantworte jede Bewertung professionell und positiv – vor allem auch negative Google-Bewertungen:
- Erhältst du berechtigte Kritik, solltest du sie nutzen, um die eigenen Angebote und den Service zu verbessern. Bedanke dich dafür.
- Klingt die Kritik für dich zwar unfair aber könnte sie aus den Augen deiner Kunden trotzdem verständlich sein, reagiere konstruktiv darauf und überlege dir, ob du deren Meinung nicht doch noch irgendwie ändern kannst, indem du bspw. Wiedergutmachung anbietest. Vielleicht kannst du durch so eine Kritik auch deine Geschäftsprozesse optimieren, damit nicht erneut das Risiko für eine negative Google-Bewertung besteht. Bleibe bei deiner Antwort professionell und positiv – auch wenn der/ die Rezensent*in das nicht war.
- Völlig haltlose Kritik und Fake-Bewertungen solltest du zwar auch entsprechend positiv beantworten, zusätzlich solltest du dieser aber an Google melden. Wenn das Melden binnen 14 Tagen nichts bringt, solltest du dir überlegen, einen Rechtsanwalt einzuschalten (z.B. „Vielen Dank, aber wir kennen Sie nicht. Wenn Sie Ihre Bewertung nicht binnen 24h löschen, schalten wir einen Rechtsanwalt ein“). Es gibt mittlerweile eine Menge Kanzleien, die auf das Entfernen negativer Google-Bewertungen spezialisiert sind und für ø120€ eine Bewertung rausbekommen.
Da du selber Google-Bewertungen nur als unangemessen melden und mit einem Rechtsanwalt sowie zusätzlichen Kosten löschen lassen kannst, rate ich zusätzlich zu My Business, auf der eigenen Website eine Bewertungsfunktion zu integrieren. Denn dort entscheidest du, welche Rezensionen online gehen und welche bspw. Spam sind. Wir haben so ein Bewertungssystem in unsere WordPress SEO Plugins integriert.
Website-Bewertungen sind meist positiver als Google-Bewertungen. Das liegt daran, dass man sich auf der Website nicht einzuloggen braucht und somit die Hemmschwelle, ein Kommentar abzugeben, deutlich niedriger ist als bei den Google-Bewertungen. Das Website-Bewertungen leichter abzugeben sind als in Google führt also dazu, dass mehr Nutzer die Inhalte bewerten und somit das Gesamtergebnis meist besser ist als auf Google. Denn in der Suchmaschine kotzen sich bedingt durch den vorherigen obligatorischen Login leider immer noch mehr frustrierte Nutzer aus, als ohne solchen Hemmschwellen.
Google versucht dem Phänomen der schlechten und Fake-Bewertungen mit Hilfe des Local Guide-Programms zwar Herr zu werden, indem Bewertungsgeber mit Abzeichen (engl. Badges) motiviert werden, möglichst viel und konstruktive Kritik zu üben, allerdings ändert das wenig daran, dass mit jeder Bewertung die Hemmschwelle des Logins besteht und nicht jeder Nutzer sich in Google registrieren will. Damit du die Mentalität der Local Guides besser verstehst, empfehle ich dir selber aktiv zu werden und Anbieter zu bewerten. Hier erfährst du alles dazu und kannst dich als Local Guide registrieren.
Beiträge
Die Beiträge in Google My Business funktionieren ähnlich wie Social-Media-Posts. Sie sind ein praktischer Hebel um unternehmenseigene News direkt in den Suchergebnissen darzustellen, wenn jemand nach deinem Unternehmen sucht. Ein My Business-Eintrag mit häufigen Aktualisierungen wird übrigens besser gefunden, als einer ohne. Nutze also die Beiträge-Funktion idealerweise genauso intensiv wie das Publishing von News auf LinkedIn, Xing und Co.
Die Statistiken deiner Posts kannst du dann im Reiter „Beiträge“ sehen. Hier findest du auch weitere Optionen um Events, Angebote oder Produkte hinzuzufügen.
Zusammenfassung
Mit einem aktuellen Google My Business-Eintrag, positiven Bewertungen und einer sinnvoll eingerichteten Website hast du locker 75% deiner lokalen SEO in der Hand. Zusätzlich nutzt du idealerweise deine Website (mit lokal ausgerichteten Texte und Bewertungen) und Branchen-Plattformen zur lokalen SEO. Ein paar Beispiele dafür sind:
- Amazon, eBay und weitere Marktplätze für Produkt- und Händlerbewertungen
- Jameda für Arztbewertungen, Yelp und Foursquare für Gastronomie-Bewertungen, weitere Marktplätze je nach Branche
- Kununu, Xing und LinkedIn für Arbeitgeber-Bewertungen
Nutzt du eine dieser Plattformen in deiner Kommunikation oder ist sie für deine Branche relevant, solltest du deine Unternehmenseinträge dort ebenfalls überwachen und ebenso in deinen Reputationsaufbau integrieren. Setze dir am besten mindestens 1x im Jahr eine Erinnerung, zu welcher du deine Brancheneinträge aktualisierst.
Ausblick: Google testet laut Search Engine Land neben den bisherigen Infos auch Preisinformationen für lokale Dienstleistungen in den Suchergebnissen darzustellen.
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