Suchergebnisse, die Antworten mithilfe von Künstlicher Intelligenz generieren, gibt es bislang nur bei Bing, wobei Microsoft diese bereits im Jahr 2023 eingeführt hat.
In Google sehen wir im deutschsprachigen Raum bis dato vergeblich Antworten, die von KI generiert werden. Dabei hat Google im Mai letzten Jahres KI-unterstützte Suchergebnisse, die sogenannte SGE (Search Generative Experience) angekündigt. Im Mai 2024 wurde dann der Beginn der Einführung in den USA bestätigt. In Deutschland und Europa wird die SGE aktuell u. a. wegen regulatorischer und sprachlicher Hürden verzögert:
Aktuell kann man also leider nicht prognostizieren, wann die SGE in Deutschland ausgerollt wird. Erfahrungsgemäß sind wir in Europa etwa sechs bis 12 Monate hinter USA, daher wäre ein Rollout der SGE Ende Oktober 2024 oder um Ostern 2025 denkbar.
Sucherfahrung mit SGE
Nutzt man die Search Generative Experience, kann man sich von Dialog zu Dialog näher mit einem Thema befassen:
Dabei merkt sich Google – wie bisher – vorherige Interaktionen und baut darauf Vorschläge für weitere Fragen und Themen auf.
SGE vorab nutzen
Für NutzerInnen in Deutschland ist die SGE aktuell nur mit VPN (z. B. Surfshark), mit Standort außerhalb Europas sowie englischsprachigen Google-Konto nutzbar:
Aufbau der Suchergebnisse mit KI
Auf den ersten Blick fallen bei der Google-Suche in den USA drei neue Elemente auf:
1. Der „AI Overview“ bietet Antworten, die mittels KI aus unterschiedlichen Quellen (rechts oder darunter vorgestellt) generiert werden.
2. Unter der Überschrift „Top Google ranking factors“ tauchen gekachelt und mit Vorschaubildern versehene Informationen unterschiedlicher Quellen auf, die als „AI Snapshot“ bezeichnet werden.
Nach Klick auf eine Kachel erhält man eine tabellarische Übersicht der Quellen und kann dann zu denen weiter klicken.
3. Außerdem neu sind „Discussions and forums“, also User Generated Content (Abkürzung: UGC), der aktuell aus Foren wie Reddit gespeist wird.
Folgen der Google SGE
Der Einfluss der SGE auf die Suchergebnisse wird somit vielschichtig sein:
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Veränderung der natürlichen Suchergebnisse:
Traditionelle natürliche Suchergebnisse werden bei Suchen mit SGE-Anteil nach unten verschoben und teilweise erst nach Scrolling sichtbar. Dies wird die Klickrate auf organische Ergebnisse beeinflussen, da Nutzer ihre Antworten direkt in den Suchergebnissen erhalten können. Klassische Suchergebnisse (z. B. Angebotsseiten und Blogartikel von Unternehmen) finden sich übrigens eher selten in den SGE-Ergebnissen, unabhängige Publikationen wie Blogs und Fachpresse häufiger. -
Veränderungen der Google Ads:
Google Ads Werbeanzeigen werden aktuell oberhalb und unterhalb der SGE ausgeliefert. Die Klickraten werden sich hier vermutlich nur marginal ändern, Keywords werden aber zunehmend mit weitgehend passenden Varianten definiert werden müssen, um bei komplexeren Fragen Werbung ausgeliefert zu werden. Durch diese Keyword-Optionen kann Google langfristig deutlich mehr Werbeeinnahmen erzielen, da so das Werbenetzwerk besser genutzt werden kann. -
„Demokratisierung“ der KI-Ergebnisse
Diesen Punkt habe ich bewusst in Gänsefüßchen formuliert, da bei Antworten der SGE häufig Publikationen auftauchen, die aktiv Suchmaschinenoptimierung mit Long-Tail-Keywords betreiben, um dann ihre Inhalte durch Affiliate-Provisionen zu amortisieren. Hierbei können auch Influencer profitieren.
Wenn also durch die SGE komplexere Suchanfragen möglich werden, können Nischen-Produkte und -Informationen, Vergleichsseiten mehr Aufmerksamkeit erlangen. Das beinhaltet mehr oder weniger offensichtliche Werbeformate wie Advertorials. Umgekehrt können einfache Antworten und How-Tos, die wir bis dato per Knowledge-Graph auf Position 0 erhalten hatten, mit KI kompensiert werden.
Auffällig bei aktuellen Tests der SGE ist außerdem, dass Suchergebnisse mit sehr ähnlichen Fragen teils völlig unterschiedlich ausgeliefert werden:
Vorbereitung auf die Google-Zukunft
Um sich auf die SGE vorzubereiten und weiterhin erfolgreich in der organischen Suche zu ranken, sollten Unternehmen und Content-Creators folgende Maßnahmen ergreifen:
- Investition in die Erstellung hochwertiger, gut recherchierter und umfassender Inhalte, die genau zu den Bedürfnissen der eigenen Zielgruppe passen, anstatt bspw. austauschbarer Glossare, Unternehmensnews und Kategoriebeschreibungen zu erstellen.
Dazu empfehle ich die Nutzung verschiedener Medienformate wie Videos, Infografiken und Podcasts, um die Inhalte vielseitiger und ansprechender zu gestalten. - Sicherstellung, dass die eigene Website benutzerfreundlich ist. Eine gute User Experience kann die Verweildauer erhöhen und die Nutzerbindung stärken, was indirekt die Rankings verbessert (siehe nachfolgende Rankingfaktoren).
Überfordere deine Nutzer also nicht durch zu viele heterogene Informationen und Auswahlmöglichkeiten (bspw. Mega-Menüs), sondern biete thematisch passende (homogene) interne Verlinkungen und Interaktionsmöglichkeiten, wie z. B. Abstimmungen und Frage-Formulare. - Regelmäßige Aktualisierung der Inhalte und Social-Sharing sowie Stärkung der Präsenz in der Fachpresse, auf Konferenzen sowie auf branchenverwandten Blogs.
Je besser und differenzierter deine Inhalte sind, desto größer die Chance, damit Reputation (insbesondere Backlinks, Erwähnungen) aufzubauen. Falls möglich, incentiviere die Inhalte durch Affiliates.
Außerdem denkbar: Non-Corporate-Blogs hochzuziehen, mit denen man die Meinungen im Internet selbst beeinflussen kann, ohne auf externe Blogs angewiesen sein zu müssen.
Losgelöst von der SGE stelle ich seit über einem Jahr auch einen stärkeren Fokus der Suchmaschine auf die Produktsuche fest:
- Um ein mögliches Risiko sinkender Werbeeinnahmen bei Suchergebnissen mit SGE zu kompensieren – da Nutzer ja Antworten direkt erhalten können und nicht zwingend auf die Angebote von Werbekunden klicken müssen – wurden bereits vor eineinhalb Jahren Google-Shopping-Ergebnisse gelockert: So können ihre Produkte dort auch ohne Ads listen.
Zuletzt sieht man immer mehr Meldungen im Google Search Blog, die neue Features wie z. B. Unterstützung von Produktvarianten zeigen. Dadurch versucht Google, die Produktsuche weg von Plattformen wie Amazon und zu sich zurückzuholen. - Denselben Trend sehe ich auch bei der Suche nach Ferienunterkünften und einer möglichen Konkurrenz zu Airbnb sowie bei der Suche nach Online-Kursen und einer möglichen Konkurrenz zu Udemy sowie Masterclass.
In der zweiten Jahreshälfte und im Jahr 2025 wird sich also einiges im Online-Marketing verändern. Aus SEO-Perspektive denke ich also, dass weiterhin auf klassische Rankingfaktoren gesetzt werden kann. Langfristig gehe ich von einer Stärkung der Online-Werbung und Strategien im Long-Tail-Bereich aus, also bei komplexeren Suchen. Für alle Google-Spekulanten möchte ich an dieser Stelle aber auch erwähnen, dass die beschriebenen Neuerungen mit einem enormen Entwicklungs- und Energieaufwand verbunden sind und rechtlich neue Risiken bergen.
Möchtest du dich als SEO oder Content-Manager noch besser auf die Google-Zukunft vorbereiten? Dann lade dir mein Handbuch zur Content-Optimierung mit KI kostenlos herunter.