Meine Erfahrungen mit Udemy

Ostern 2018 habe ich meinen ersten Udemy-Kurs online geschalten. In den ersten 6 Monaten hatte ich rund 500 Teilnehmer. Hier verrate ich, was ich dabei gelernt habe.

Udemy ist eine interessante Lernplattform, die in Deutschland immer bekannter wird. Hier gibt es kostenlose bis günstige Online-Kurse zu allen Themen des Alltags. So sind auch die Themen Marketing und SEO dort vertreten.

Ich habe probeweise ein halbes Jahr einen eigenen SEO-Kurs auf Udemy angeboten, in der Zeit 550 Teilnehmer gewonnen und teile hier meine Erfahrungen aus Autorensicht. Der Kurs ist aktuell pausiert, da ich ihn derzeit überarbeite und neu herausbringen möchte.

Eine Ursache für meine Überarbeitung ist, dass nach etwa einem dreiviertel Jahr die Kursbewertung binnen vier Wochen von ø4,8/5 Sternen auf ø3,72 Sterne gefallen sind. Es kamen also relativ schnell sehr viele schlechte Bewertungen rein, die es geschafft haben den Schnitt zu senken. Die schlechten Rezensionen kamen übrigens ausschließlich von Nutzern, ohne detaillierterem Profi – ich glaube, dass einiges an Fake dabei war. Meine Beweggründe dafür habe ich unter der Veröffentlichung beschrieben. Nichtsdestotrotz ist ein Teil der Kritik sicherlich berechtigt und auch deswegen überarbeite ich den Kurs.

Screenshot aus Udemy

Die andere Ursache für meine Kurs-Überarbeitung ist, dass ich Udemy nachträglich nicht verbieten kann, Preisreduktionen zu fahren. Die Kampagnen von Udemy sind bekannt dafür sehr aggressiv zu sein und die Preise werden oft um über 80% gedrückt. So kann aber nur Udemy Geld verdienen.

Themenfindung

Das Schwierigste am Online-Kurs war die Abtrennung zu meinem zweitägigen SEO-Seminar, das ich an der eMBIS-Akademie halte. Denn einerseits wollte ich das Präsenzseminar nicht kannibalisieren, andererseits aber auch online echten Mehrwert bieten. Nach langem Überlegen und gefühlten 100 Präsentationsentwürfen entschloss ich mich, einen Web-optimierten Auszug einer meines Seminars zu veröffentlichen: Ich wollte einen Kurs zum SEO-Texten entwickeln – also einem kleinen aber wichtigen Teilbereich der Suchmaschinenoptimierung. Damit konnte ich nicht nur eine thematische Lücke auf Udemy schließen, sondern bot nun auch einen Teaser zu den Präsenzseminaren an. Diese Vorüberlegungen haben über 6 Monate gedauert. Den Wunsch meine Kurse zu Digitalisieren hatte ich aber schon viele Jahre.

Nachdem ich die thematische Entscheidung evaluiert hatte, extrahierte ich die Folien aus meinem SEO-Seminar und restrukturierte die Inhalte für die Lernplattform an einem halben Tag. Zur Untergliederung bietet Udemy übrigens einen Vorbereitungskurs für Dozenten. Wie man Kapitel sinnvoll in Lektionen unterteilt und zwischendurch ein Quiz einlegt, lernte ich aber erst durch Ausprobieren.

Vor Produktionsbeginn habe ich im „Autorendashboard“ die Zielgruppendefinition und eine Strukturierung der Inhalte vorgenommen. Beides habe ich aber mehrfach überarbeitet, bis ich zufrieden war.

Screenshot aus Udemy

Equipment

Noch während ich mir über die Themen den Kopf zerbrochen habe, hatte ich verschiedene technische Lösungen getestet. Am schwierigsten war es, den richtigen Ton zu finden, denn die meisten PC- und iPhone-Mikrofone klingen blechern oder rauschen. Nach einigem Testing mit und ohne Kopfhörern sowie Retournieren von unterschiedlichsten Stereo-, Kragen- und Kondensator-Mikrofonen hatte ich mich für ein Rode NT USB Studiomikrofon entschieden. Das Mikrofon habe ich mittels Spinne an einem Gelenkarm über meinen Monitor befestigt, damit der Ton direkt vor mir genommen werden kann und mir der Standfuß von Rode nicht die Sicht versperrt. Um den Hall in Griff zu kriegen, habe ich mit Sofa-Polstern im Home Office experimentiert und eine ordentliche Lösung gefunden.

In Sachen Kamera habe ich Abstriche gewagt: Denn ich wollte mich beim Udemy-Kurs hauptsächlich auf Bildschirmaufnahmen mit dem Browser oder der Präsentation konzentrieren und mich selber nur ab und zu zeigen. Dazu setzte ich zunächst auf die Webcam meines MacBook Pro, danach auf eine Logitech Webcam und schließlich nahm ich das Bild einfach mit meinem iPhone auf und importierte die Videos dann in die Aufnahmesoftware.

Zur Aufnahmesoftware kannte ich schon aus den Video-Tutorials unseres SEO Plugins das Tool ScreenFlow (Mac). Mit diesem habe ich dann sowohl die Bildschirm- als auch die Tonaufnahmen unternommen. Die iPhone-Aufnahmen im Querformat konnte ich dort recht einfach importieren und mit dem Ton zusammenlegen.

Produktion

Für den ersten Kursentwurf musste ich alle Lektionen dreimal komplett Drehen und Schneiden. Ich hatte mir kein Zeitlimit gesetzt, wollte mir aber mindestens fünf Tage zur Produktion nehmen. Um diese fünf Tage zu finden, habe ich zwei Monate Vorlauf gebraucht. Produkt habe ich an dem einstündigen Kurs dann aber nur drei Tage produziert. Heute wären es vermutlich nur noch zwei Tage pro Kursstunde.

Zum Export des Kursmaterials wählte ich die bestmögliche Audioqualität sowie HD-Ready Auflösung (1.280px breite x 720px Höhe) – das ist das Minimum. Ob Full HD-Auflösung für einen Online-Kurs benötigt wird, wage ich zu bezweifeln, aber es wirkt mit Sicherheit noch professioneller. Deswegen werde ich die überarbeitete Fassung sicherlich in höherer Auflösung produzieren.

Veröffentlichung

Beim Anlegen des Kurses im Autorendashboard geht man man sehr strukturiert vor und arbeitet sich vom groben Kursplan vor bis in die einzelnen Lektionen. Das funktioniert alles logisch und extrem einfach.

Ich hatte den Kurs anfangs mit € 19,90 angesetzt und viele Gutscheine an Kunden, Partner und Bekannte verteilt, um möglichst schnell ausreichend Teilnehmer zu gewinnen und so einen Sog-Effekt zu erreichen.

Bei der Preis-Festlegung oder den Einstellungen zu den Werbeaktionen machte ich jedoch den Fehler, Preis-Kampagnen zuzulassen. Das ist zwar hilfreich, um einen Kurs zum Laufen zu bringen, kann man aber nicht im Nachhinein ändern. Das nächste Mal würde ich den Kurs erstmal kostenlos anbieten und später kommerzialisieren.

Der Udemy-Support, der den Kurs freigegeben hat, war anfangs nett, konnte mir aber nicht erklären, wieso keine Conversions in Analytics aufgezeichnet wurden. Auf Nachfrage reagierte er nicht mehr. Das fand ich frustrierend.

Direkt nach der Veröffentlichung erhielt ich von drei unterschiedlichen Nutzern Angebote, meinen Kurs mit Fake-Teilnehmern und -Bewertungen zu pushen. Da die Nachrichten meines Erachtens automatisiert abgeschickt wurden, nehme ich eine gewisse Professionalität dahinter war. Dies ist auch der Grund, weswegen ich annehme, das zumindest ein Teil meiner Bewertungen, die ich kurz vor Pausieren des Kurses erhielt, fake waren.

Marketing

Anfangs gewann ich täglich nur ø5 neue Teilnehmer. Da ich nicht mit Geduld gesegnet bin, hatte ich den Kurs kurzerhand auf „Kostenlos“ gestellt und mit ein bisschen Facebook- sowie Google Ads nachgeholfen.

  • Die Google Ads habe ich schnell wieder eingestellt, nachdem ich einiges an Klickbetrug feststellen musste (90 % der Nutzer sind innerhalb von 0 Sekunden abgesprungen) und weiß, dass Udemy selber nachhilft.
  • Facebook lief als erster Motor super und so konnte ich in den ersten 30 Tagen über 200 Teilnehmer gewinnen. Anfangs war der Klickpreis mit 1,30 € etwas hoch, was an meinen Anzeigen lag. Nach dem ersten Monat habe ich die Ads angepasst und erreichte deutlich (!) niedrigere CPCs.

Heute, über ein Jahr nach Kurserstellung und über ein viertel Jahr nach Pausierung, performt der Kurs immer noch ein wenig. Seitdem hat sich viel am Design und den Statistiken des Autorendashboards getan.

SEO-Sichtbarkeit hat die Kursseite übrigens nie gewonnen. Eine Auswirkung der Backlinks auf unsere Website konnte ich auch nicht feststellen, obwohl ich einiges an Zusatzinfos verlinkte. Vermutlich war immer noch nicht genug Mehrwert der Website-Inhalte zum Kurs gegeben.

Fazit

Ich empfand die Entwicklung und Vermarktung des Udemy-Kurses insgesamt als sehr positiv. Ein bisschen mehr internen Traffic und Rankings hätte ich mir aber gewünscht. Und ob die Plattform noch zu einem SEO-Hebel wird, vage ich derzeit zu bezweifeln. Denn noch ist kaum Traffic zu unserer Website übergeschwappt. Aber die Anzahl an Beratungs- und Seminar-Leads haben seit Release des Kurses stark zugenommen. Insofern lohnt sich der Kurs zumindest indirekt schon.

Ob ich meinen nächsten umfangreicheren Kurs auch noch auf Udemy vermarkten werde, bezweifle ich. Denn wenn ich ihn eh selbst vermarkten muss und die Preise auf Udemy insgesamt sehr niedrig sind, dann übernehme ich lieber selber die Kontrolle. Hierzu teste ich im Sommer den Zahlungsanbieter elopage aus Berlin.

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